Aktionsplan zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe

Biomasseaktionsplan

In Ergänzung zum Biomasseaktionsplan, der auf die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe abstellt, hat die Bundesregierung unter Federführung des BMELV den Aktionsplan zur stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe erarbeitet.
Ziel des Aktionsplans ist ein Gesamtkonzept für eine deutliche und anhaltende Steigerung des Biomasseanteils und der Effizienz des Biomasseeinsatzes bei der Rohstoffversorgung in Deutschland. Damit soll zugleich die international führende Rolle Deutschlands bei der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe gesichert und ausgebaut werden. Der Aktionsplan enthält 12 Handlungsfelder, wobei in jedem Handlungsfeld Ziele und konkrete Maßnahmen bestimmt wurden.

Seit der Veröffentlichung des Aktionsplanes im September 2009 hat das BMELV verschiedene Maßnahmen zur Umsetzung bei folgenden Handlungsfeldern in die Wege geleitet:

Sicherung der Rohstoffbasis
Seit 2009 wurden mit BMELV-Fördermitteln 48 Forschungsvorhaben zur Optimierung der Biomasseproduktion insbesondere durch Züchtung und Anbau mit einer Förderung von insgesamt ca. 11,5 Mio. € sowie 17 Vorhaben zur stofflichen Nutzung von Nebenprodukten und Reststoffen mit einer Förderung von insgesamt ca. 8,8 Mio. € begonnen.
Sicherung der Nachhaltigkeit
Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ist in der stofflichen Nutzung nur eine Nachhaltigkeitszertifizierung auf freiwilliger Basis möglich. Die Anwendung der durch BMELV-Förderung entwickelten ISCC-Zertifizierung auf biobasierte Produkte wird derzeit erprobt. In der vom BMELV geförderten WWF-Studie „Nachhaltigkeit für Biomasse“ werden einheitliche Nachhaltigkeitskriterien für die verschiedenen Wege der Biomassenutzung analysiert.
Forschung und Entwicklung
Über das Förderprogramm nachwachsende Rohstoffe werden in etwa zu gleichen Teilen die stoffliche und energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe durch die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) mit gesamt ca. 51,5 Mio. in 2010 gefördert. Schwerpunkte in der stofflichen Nutzung sind dabei insbesondere biobasierte Kunst- und Werkstoffe sowie Bioraffinerietechnologien.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert grundlagenorientierte Vorlaufforschung (Pflanzenbiotechnologie, Pflanzengenomforschung und größere Cluster zu biobasierten Kunststoffen).
Förderung der Markteinführung
Um die Umsetzung von Forschungsergebnissen in marktrelevante Produkte zu unterstützen, hat das BMELV über das Förderprogramm nachwachsende Rohstoffe Demonstrations- und Modellprojekte (z.B. Demonstrationsprojekt Arzneipflanzen KAMEL; Lignocellulose-Bioraffinerie Projekt) sowie Verbundprojekte, die die gesamte Wertschöpfungskette von der Rohstofferzeugung bis zur Produktentwicklung abdecken, verstärkt unterstützt.
Zur Steigerung der Nachfrage nach Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen setzt das BMELV anstelle direkter Markteinführungsfördermaßnahmen verstärkt auf kommunikative Maßnahmen.
Information
Im Bereich der Information für Verbraucher und Fachöffentlichkeit hat die FNR zahlreiche Messebeteiligungen, Veröffentlichungen, Internetplattformen und Veranstaltungen durchgeführt.
Des Weiteren bereitet das BMELV für 2011 und 2012 eine Kommunikationskampagne zu biobasierten Werkstoffen vor, die bei entsprechender Mitfinanzierung gemeinsam mit der Wirtschaft umgesetzt werden soll. Im Auftaktgespräch am 5. Oktober 2010 mit rund 30 Unternehmensvertretern stieß das Vorhaben auf positive Resonanz und soll in den kommenden Monaten konkretisiert werden.
Öffentliches Auftragswesen
Bei der FNR wurde im Sommer 2010 eine mit zwei Experten besetzte Informationsstelle für öffentliche Einrichtungen/Kommunen eingerichtet, die als Ansprechpartner zur Nutzung von Produkten auf Basis nachwachsender Rohstoffe zur Verfügung steht und entsprechende Informationsmaterialien erstellt und bereithält. Ziel ist es, die Beschaffung und Verwendung biobasierter Produkte in öffentlichen Einrichtungen/Kommunen zu unterstützen und den Vorbildcharakter der öffentlichen Beschaffung zu nutzen.
Industrielle Biotechnologie und Bioraffinerien
In diesem Bereich ist das Chemisch-Biotechnologische-Prozesszentrum (CBP) in Leuna hervorzuheben, dass durch das Land Sachsen-Anhalt (Gebäudehülle) und von BMELV, BMBF und BMU über Projektförderungen mit einem Gesamtvolumen von mehr als 50 Mio. € gefördert wird. Die Grundsteinlegung soll am 8. Dezember 2010 erfolgen. Im Juni 2010 hat Bundesministerin Ilse Aigner den Zuwendungsbescheid für den Bau der Pilotanlage zum Lignocellulose-Bioraffinerie-Projekt als Teil des CBP übergeben.
Die im Aktionsplan angekündigte Bioraffinerie-Roadmap soll bis zum Sommer 2011 fertig gestellt werden. Sie wird derzeit gemeinsam mit Wirtschaft und Forschung unter Federführung von BMELV und BMBF erarbeitet.
Biobasierte Werkstoffe einschließlich naturfaserverstärkte Kunststoffe
Mit der inzwischen erfolgten Novellierung der Bioabfallverordnung, die in 2011 in Kraft tritt, wurde erreicht, dass biologisch abbaubare Kunststoffabfälle und -abfalltüten aus überwiegend nachwachsenden Rohstoffen als zulässiger Bioabfall gelistet werden. Sie finden damit einen flächendeckenden und uneingeschränkten Eingang in Bioabfallsammelsysteme. Dies erleichtert die Markteinführung solcher Kunststoffe.
Die Entwicklung von biobasierten Werkstoffen bildet einen Schwerpunkt der Forschungsförderung über die FNR. Auch das BMBF fördert dazu größere Projekte. Das BMELV hat im Juni 2010 einen Fachkongress zu biobasierten Werkstoffen ausgerichtet.
Bauen und Wohnen
Im Bereich Bauen und Wohnen mit nachwachsenden Rohstoffen ist insbesondere auf die Wanderausstellung BAUnatour hinzuweisen, die seit 2009 an bisher 25 Orten über das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen an den deutschlandweiten Tourstandorten informiert hat. Auch das Internetportal www.natur-baustoffe.info sowie die FNR-Informationsstelle „Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen“ tragen ihren Teil zur Umsetzung des Aktionsplans bei.
Wichtige Teile des Aktionsplans konnten umgesetzt bzw. die Umsetzung in die Wege geleitet werden. Es besteht jedoch auf allen Gebieten weiterer Handlungsbedarf, um eine weitgehende Realisierung sicherzustellen. Dies betrifft u.a.

die Fertigstellung der Roadmap Bioraffinerien
die Konkretisierung der Kommunikationskampagne biobasierte Werkstoffe
Förderinitiativen zu ausgewählten Forschungsbereichen.
Die weiteren Fortschritte im Bereich der stofflichen Nutzung hängen nicht zuletzt vom Fortgang der Initiativen in Brüssel ab, da bei bestimmten Maßnahmen aus Wettbewerbsgründen europäische Lösungen geboten sind, z.B. Standards und Normen oder Nachhaltigkeitsregelungen. Im Rahmen der EU-Leitmarktinitiative hatte eine Experten-Arbeitsgruppe in 2009 umfangreiche Vorschläge zur Stärkung der stofflichen Nutzung auf der europäischen Ebene erarbeitet. Die europäische Kommission bereitet derzeit auf dieser Basis unter Federführung der DG Unternehmen im Rahmen der EU-Strategie 2020 ein Konzept zur Unterstützung biobasierter Produkte vor.

(Quelle: http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Bioenergie-NachwachsendeRohstoffe/NachwachsendeRohstoffe/AktionsplanNaWaRo.html)

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