Preisschwankungen bei Agrarrohstoffen

Volatilität

Preisschwankungen und Preisspitzen auf den weltweiten Rohstoffmärkten sind in den vergangenen Jahren stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Extreme Preisvolatilität bedeutet Unsicherheit und finanzielle Risiken für alle Marktbeteiligten
Insbesondere die Nahrungsmittelversorgung in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die auf Importe angewiesen sind, kann in Zeiten geringen Angebots und hoher Nachfrage durch extreme Preisausschläge massiv gefährdet werden.

Ursachen der Preisvolatilität
In der EU hat die staatliche Einflussnahme auf die Preise der landwirtschaftlichen Produkte ihre ehemals zentrale Bedeutung verloren. An ihre Stelle ist die Preisbildung auf den Märkten getreten. Damit einher geht eine zunehmende Preisvolatilität auf den Agrarmärkten der EU.

In einer Studie („Preisvolatilität auf landwirtschaftlichen Märkten“) für das BMELV vom April 2011 hat das von Thünen-Institut in Braunschweig am Beispiel der Märkte für Getreide, Fleisch und Milch aufgezeigt, wie mit dem Abbau der marktstützenden Maßnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) eine zunehmende Preisvolatilität auf dem EU-Markt einher geht. So löste sich zum Beispiel bei Getreide die Entwicklung des Marktpreises vom Interventionspreis, während Weltmarkteinflüsse an Bedeutung gewonnen haben. Diese Entwicklung ist ein Anzeichen für die verstärkte Integration des europäischen Getreidemarktes in den Weltmarkt. Dies führt zwangsläufig zu einer Übertragung von Volatilität vom Weltmarkt auf den Binnenmarkt.

Im Gegensatz dazu, so die Studie, könne sich der Rückzug der Agrarpolitik aus der Marktpolitik auf dem Weltmarkt genau andersherum auswirken, indem die EU als ein großer Akteur am Weltmarkt nun weniger störend auftritt. Zugleich sei der Weltmarkt durch die Integration der EU größer geworden, und könne somit auch Preisschwankungen besser abpuffern. Es sei allerdings möglich, dass durch das verstärkte Engagement von Finanzinvestoren oder durch Ernteschwankungen nach Extremwetterereignissen infolge des Klimawandels die Volatilität steige. Auch Schwankungen der Energiepreise würden sich zukünftig stärker auf die Agrarrohstoffe auswirken.

Konsequenzen von Preisvolatilität
Zunehmende Preisschwankungen bedeuten Unsicherheit und finanzielle Risiken für alle Marktbeteiligten. Betriebseigenes Risikomanagement gewinnt daher an Bedeutung. Die Etablierung von Warenterminbörsen auf den landwirtschaftlichen Märkten und deren Nutzung ist als ein wichtiges Instrument zur Preisabsicherung zu sehen, das aufgrund der genannten Entwicklung weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Preisvolatilität ist kein Problem, solange der Preis seiner zentralen Steuerungsfunktion nachkommt und durch Spekulation weder Missbrauch noch Manipulation der Preise erfolgen kann. Hierfür sind funktionierende Finanzmärkte eine Grundvoraussetzung. Der Staat ist gefordert, dies durch Setzung eines entsprechenden Rechtsrahmens und durch die Finanzaufsicht sicherzustellen.

Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte zur Risikoabsicherung stärken – Missbrauch verhindern
Die Finanzkrise hat die Risiken gezeigt, die auf nicht ausreichend regulierten Märkten bestehen. Möglichkeiten des Missbrauchs sind deshalb zu verhindern. Aus diesen Erfahrungen heraus hat die EU-Kommission im September 2010 einen Vorschlag zur Regulierung der Derivatemärkte vorgelegt. Vorschläge zur Überprüfung der Finanzmarktrichtlinie und der Überarbeitung der Marktmissbrauchsrichtlinie sind für das Jahr 2011 angekündigt.

(Quelle: http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Europa-Internationales/Welthandel-WTO/Preisvolatilitaet.html)

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