Ernährungssituation in Deutschland

Im Auftrag des BMELV veröffentlicht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) alle vier Jahre einen Ernährungsbericht mit Bestandsaufnahmen und Empfehlungen zur Ernährungssituation in Deutschland.

Schwerpunkte des Berichts 2008 sind Bestandsaufnahmen zur Qualität der Betriebsverpflegung und der Ernährungssituation in Alten- und Senioreneinrichtungen sowie das präventive Ernährungspotenzial in der Phase der frühkindlichen Prägung.
Qualität der Betriebsverpflegung

Bei der Betriebsverpflegung in Deutschland wurden sowohl die Mitarbeiterverpflegung mit teilweiser oder ganzer Selbstherstellung der Speisen (75 Prozent aller Einrichtungen) als auch die Mitarbeiterverpflegung mit fremd produzierten, angelieferten und warm gehaltenen oder aufbereitfertigen Speisen (25 Prozent) berücksichtigt. Dabei zeigte sich keine eindeutige Überlegenheit eines Systems, auch waren Art, Qualität und Umfang des Angebots nicht von der jeweiligen Zahl der ausgegebenen Essen oder produzierten Essen abhängig. Das Angebot an vegetarischen Menüs gehört heute zum Standard, sie werden in über 90 Prozent der Betriebskantinen angeboten; in 58 Prozent der Einrichtungen sogar täglich. Speisen, die mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln hergestellt wurden, bieten 33 Prozent der Einrichtungen an. Eine zentrale Rolle für die Qualität des Angebots kommt dem Personal und dessen Qualifikation zu. In 95 Prozent aller Einrichtungen mit eigener Speisenproduktion ist Fachpersonal vorhanden, während dies nur bei 38 Prozent der Einrichtungen mit fremd produzierten Speisen der Fall ist. Im Hinblick auf die Qualitätssicherung in den Betrieben ist deshalb Handlungsbedarf hinsichtlich einer weiteren Personalqualifizierung erforderlich.
Ernährungssituation in Alten- und Senioreneinrichtungen

Während die Ernährungssituation von selbstständig in Privathaushalten lebenden Seniorinnen und Senioren sich nicht wesentlich von jüngeren, noch im Berufsleben stehenden Erwachsenen unterscheidet, weicht die in dieser Studie erfasste Energie- und Nährstoffzufuhr von Personen in Einrichtungen der Altenpflege ganz erheblich davon ab. So kommt die Studie „Ernährung in stationären Einrichtungen für Seniorinnen und Senioren“ zu dem Ergebnis, das etwa 60 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner ab 65 Jahren in stationären Einrichtungen der Altenpflege von Mangelernährung betroffen oder gefährdet sind. Dabei beeinflusst der Grad an Pflegebedürftigkeit die Energie- und Nährstoffversorgung wesentlich stärker als das Lebensalter. Die Nährstoffversorgung der in dieser Studie untersuchten Population weist insgesamt eine große Streubreite auf. Viele Seniorinnen und Senioren unterschreiten die Referenzwerte für die tägliche Nährstoffzufuhr teilweise erheblich. Als besonders problematisch muss die Versorgung mit Vitamin D eingestuft werden. Deutlich zu gering war bei vielen Seniorinnen und Senioren die Zufuhr von Vitamin E, Vitamin C, Folat, Calcium und Magnesium.

Zur Verbesserung der Ernährungs- und Gesundheitssituation ist die Entwicklung eines umfassenden Verpflegungskonzepts, die regelmäßige Überwachung der Ernährung und die rechtzeitige Diagnose von Ernährungsrisiken und Mangelernährung erforderlich. Auf organisatorischer Ebene wird als Konsequenz aus dieser Studie ein verstärkter Einsatz von Ernährungsfachkräften in Altenpflegeheimen sowie die regelmäßige und verpflichtende Teilnahme der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen der Altenpflege an Weiterbildungsmaßnahmen für notwendig erachtet.
Ernährung und frühkindliche Prägung

Von besonderem Interesse ist auch die Studie „Perinatale Ernährung und frühe kindliche Prägung“. Entscheidende, lebenslange Weichenstellungen im Sinne einer Prägung von Krankheitsveranlagungen (für zum Beispiel Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2) erfolgen bereits während „kritischer Entwicklungsphasen“ im Mutterleib und in den ersten Lebenswochen. Schwangere müssen nicht „für zwei“ essen, denn eine vorgeburtliche Überernährung des Feten mit nachfolgend erhöhtem Geburtsgewicht stellt einen bedeutsamen, unabhängigen und gut reproduzierbaren Risikofaktor für späteres Übergewicht dar. Als Maßnahme der Primärprävention wird ein generelles Screening auf Glucoseintoleranz bei allen schwangeren Frauen und die konsequente Behandlung eines Gestationsdiabetes nachdrücklich gefordert. Auch dem Stillen kommt eine präventive Bedeutung zu, denn Stillen trägt bis zu einer Stilldauer von neun Monaten zu einer Senkung der Risiken für Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Krankheiten im späteren Leben bei. Diese Ergebnisse machen deutlich: Prävention darf nicht erst im Kindesalter beginnen! Die Bundesregierung wird diese Botschaft in ihren Maßnahmen und Projekten im Rahmen von „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“ berücksichtigen.

Weitere Themen des Ernährungsberichts sind:

Ernährungssituation in Deutschland
Toxikologische Aspekte der Ernährung
Mikrobiologische Aspekte der Ernährung
Prävention durch Ernährung

Nähere Informationen zum Bezug des Ernährungsberichts 2008 erhalten Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V., Godesberger Allee 18, 53175 Bonn oder unter www.dge.de.

Quelle

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