Seniorin tappt in Smartphone-Abofalle der Legion GmbH

Eine Seniorin aus Bonn tappt in eine Smartphone-Abofalle und soll nun monatlich 20 Euro für „lustige Videos“ zahlen. Die Telekom bestätigt weitere solcher Fälle. Im Fokus steht die Legion GmbH, gegen die bereits 200 Anzeigen erstattet wurden.

„Ich kann mich wirklich nicht erinnern, irgendeinen Vertrag abgeschlossen zu haben“, sagt Marianne J. (Name von der Redaktion geändert) bestimmt. Zu einem Vertrag gehöre schließlich, dass man ihn auch als Vertrag erkennt. Trotzdem musste die Bonner Seniorin bei einem Blick auf ihre Kontoauszüge feststellen, dass ihre Mobilfunkrechnung seit drei Monaten signifikant gestiegen ist. Und die Abrechnung des Mobilfunkanbieters zeigte auch, wohin das Geld fließt: Auf ein Konto der Legion GmbH im Düsseldorfer Zoopark.

Doch wer verbirgt sich hinter dieser Gesellschaft?

„Legion ist seit 1991 (…) auf dem Markt etabliert und bietet als Service Provider kundenorientierte Lösungen für Mobile Content und Services“, schreibt das Unternehmen selbst auf seiner Homepage. Seit 1994 gehört es nach eigenen Angaben zur Unterhaltungssparte Cellfish des französischen Medienkonzerns Lagardère. Konkret bringt Legion unter dem Label Mydoo neben „lustigen Videos und nützlichen Apps eine Riesenauswahl an Klingeltönen aus den aktuellen Charts und viele tolle Onlinespiele“ unters Volk. Man sei in Deutschland Marktführer auf diesem Geschäftsfeld.

Für „lustige Videos“ und Online-Spiele ist Marianne J., die schon eine Enkelin hat, nicht zu gewinnen. Einen Abovertrag für monatlich 20 Euro würde sie für ihr iPhone niemals abschließen, sagt sie, und hat die Telekom als ihren Netzanbieter die Zahlungen stoppen lassen. Sie sei nicht das einzige Opfer dieser Abofalle, sagte ihr der Mitarbeiter im Telekom-Shop. Tatsächlich ist Legion auch bei den Ermittlungsbehörden keine Unbekannte.

Polizei geht 200 Strafanzeigen wegen Betrugsverdacht nach

Bei der Düsseldorfer Polizei lägen über 200 Strafanzeigen gegen Legion wegen Betrugsverdachts vor, berichtet deren Pressesprecher Andre Hartwich. Außer der Adresse habe die Behörde aber noch keine Ermittlungsansätze. Wer bei Legion anruft, landet in einem Sprachmenü. Ein Unterpunkt heißt „Abo kündigen“.

Als weitere Option für Geschäftskunden wird in ein Call-Center durchgestellt. Eine Telefonnummer des Unternehmens gebe es nicht, sagt die Mitarbeiterin dort. Die Geschäftsleitung sei nur schriftlich erreichbar. Wie aus einem im Netz veröffentlichten Brief von Legion an einen anderen Kunden hervorgeht, werden die Abos meist über einen einfachen Knopf auf einer Internetseite oder in einer E-Mail aktiviert. Dann folgt ein zweiter Bestätigungsknopf mit Verweis auf die AGB. Hat man dort gedrückt, gilt das Abo als abgeschlossen.

Das Inkasso übernimmt der Netzbetreiber. So muss sich Legion gar nicht erst um Bankdaten kümmern. „Der zuvor beschriebene Vorgang entspricht nicht nur dem Telekommunikationsgesetz (TKG) und dem Kodex des deutschen Verbandes für Telekommunikation und Medien (kurz DVTM), sondern auch dem Kodex der deutschen Netzwerkbetreiber“, heißt es da. Der Handybesitzer sei auch für Fehlbedienung etwa durch ein spielendes Kind verantwortlich.
Experten warnen vor unvorsichtigem App-Kauf

Tim Griese vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn warnt generell vor dem unvorsichtigen Gebrauch von Smartphones. Apps sollten nur aus den vorinstallierten Download-Angeboten der Hersteller geladen werden, rät er. Man solle zudem genau studieren, auf welche Funktionen eine App Zugriff nimmt. Das kann beispielsweise die Kamera sein oder das Adressbuch. „Jede App stellt ein zusätzliches Sicherheitsrisiko dar, selbst wenn es sich um ein seriöses Angebot handelt“, warnt Griese. Gerade bei kostenlosen Angeboten gebe es oft falschen Virenschutz oder unerwünschte Werbeeinblendung dazu.

Hat Marianne J., der die ganze Sache so peinlich ist, dass sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen mag, aber gar nicht versehentlich einen falschen Knopf gedrückt, müsste ein Dritter ihr Smartphone gehackt haben. Der Mitarbeiter im Telekom-Shop hielt die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen. Unwahrscheinlich? Sogar eine Pressesprecherin der Düsseldorfer Polizei wurde Opfer eines anderen Anbieters. „Ich habe definitiv nichts bestellt“, sagt sie. Auf ihren Rat hin will nun auch Marianne J. Anzeige erstatten. (Martin Wein)

Quelle: General Anzeiger

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