Kundenbindungsmodelle von Apotheken

Apotheken geben nicht nur Tabletten aus oder rühren Salben an.

Sie versuchen auch, mit vielen zusätzlichen Angeboten Patienten dauerhaft an sich zu binden und so im verschärften Wettbewerb Einnahmen zu sichern. Wir informieren über das so genannte Hausapotheken-Modell, über Kundenkarten und Bonuspunkt-Programme und sagen, welchen Nutzen Kunden davon haben.

Hausapotheke

Mit „Hausapotheke“ ist üblicherweise das Medizinschränkchen daheim gemeint, in dem Arzneimittel zum gelegentlichen Gebrauch aufbewahrt werden. Als „Hausapotheke“ wird aber auch ein spezielles Vertriebsmodell von Apotheken – zum Teil unterstützt von Krankenkassen – bezeichnet. Dabei verpflichtet sich die Apotheke, besonderen Service zu bieten und dadurch die Qualität der Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln zu verbessern. Als Anreiz für die Kunden dienen etwa Gutschriften oder Coupons für Veranstaltungen, die sie beim Kauf apothekenüblicher Produkte bekommen. Mittlerweile beteiligen sich bereits viele Apotheken an diesem Modell. Die verschiedenen Programme der Hausapotheken unterscheiden sich nur geringfügig.

Häufig werben Apotheken bereits im Eingangsbereich für ihre Programme. Ob dazu Sonderangebote für rezeptfreie Arzneimittel oder kostenlose Gesundheitscheck gehören: Das Marketing ist bei allen Modellen darauf ausgerichtet, die einmal gewonnenen Kunden in Zukunft ausschließlich mit sämtlichen Arzneimitteln zu versorgen.

Hausapothekenmodelle sind durch folgende weiteren Merkmale geprägt:

Die Apotheke führt eine Liste mit sämtlichen Arzneimitteln der Patienten. Anhand der Daten kann der Pharmazeut beim Kauf eines Medikaments sofort prüfen, ob es Wechselwirkungen mit anderen Präparaten gibt (der so genannte Interaktionscheck). Patienten, die sich einer Hausapotheke anschließen wollen, sollten dort ihre vom Arzt verordneten Arzneimittel, aber auch alle nicht verschriebenen rezeptfreien Medikamente angeben. Das gilt auch für freiverkäufliche Arzneimittel, die über andere Wege – etwa in Drogerien – bezogen wurden!
Durch die lückenlose Erfassung lässt sich nicht nur die Medikation, sondern auch die Höhe der geleisteten Zuzahlungen für Arzneimittel ablesen. Dies kann für alle Kunden hilfreich sein, die sich von der Zuzahlungspflicht befreien lassen wollen. Die Zuzahlungspflicht für bestimmte Leistungen – etwa für Hilfs- oder Arzneimittel – ist auf maximal zwei Prozent des jährlichen Bruttohaushaltseinkommens begrenzt. Für schwer chronisch Kranke liegt diese Grenze bei einem Prozent der Bruttoeinnahmen.
Kunden erhalten zudem häufig einen Rabatt von drei bis fünf Prozent auf apothekenübliche Waren – etwa auf medizinische Tees, Bäder, Pflegemittel oder auf Hilfsmittel wie Blutdruckmessgeräte oder Fieberthermometer.
Darüber hinaus bieten die Apotheken weiteren Service: zum Beispiel die kostenlose Lieferung (Homeservice) sowie Messungen von Blutdruck, Blutzucker oder Cholesterin gegen eine geringe Gebühr. Auch Schulungen im Umgang mit bestimmten Hilfsmitteln oder medizinischen Geräten (etwa Inhalatoren) gehören zum Angebot.

➜ Tipp: Viele Apotheken bieten mittlerweile medizinische Schnelltests an, die in ihrer Qualität sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich gilt: Der Check in der Apotheke kann den Arztbesuch nicht ersetzen. Medizinischer Service – etwa die Bestimmung des Cholesterinwerts – kann zur regelmäßigen Kontrolle und zur Erkennung von erhöhten oder zu niedrigen Werten hilfreich sein. Bei Auffälligkeiten sollte aber auf jeden Fall der Hausarzt aufgesucht werden, um die Ursachen abzuklären. Auch wenn Apotheker von sich aus Medikamente oder andere Heilmittel und Nahrungsergänzungsprodukte empfehlen, sollte man sich bei seinem Arzt nach dem Nutzen der Mittel erkundigen. Denn oftmals sind diese Präparate medizinisch nicht notwendig und ihr Nutzen äußerst umstritten.

Wer sich einen Überblick über bestehende Angebote verschaffen möchte, sollte direkt bei seiner Krankenkasse oder einer Apotheke vor Ort nachfragen und sich die Details erklären lassen. Denn nicht jeder Service ist für jeden Kunden gleichermaßen sinnvoll. Außerdem sollte man darauf achten, dass die von der Apotheke gespeicherten Daten über Person und Krankheitsbild nicht für unerwünschte Werbeaktivitäten verwendet werden.

Kundenkarten

Auch Apotheken setzen vermehrt auf die im Handel seit Jahren eingeführten Kundenkarten. Ähnlich wie beim Hausapothekenmodell locken Rabatte und Service wie die kostenlose Bestimmung des Cholesterinwerts. Die Karten mit dem gespeicherten Kaufverhalten erlauben den Apotheken, ihre Stammkunden gezielt zu umwerben und so immer wieder zur Rückkehr zu bewegen.

Inzwischen lassen sich auch in Apotheken erhebliche Nachlässe aushandeln – als Abzug vom Preis oder als Zugabe aus dem Angebot. Wer die Vorteile einer Kundenkarte nutzt, verzichtet auf diese individuell vereinbarten Rabatte. In der Regel beträgt der Abschlag für diese Kunden maximal fünf Prozent. Wichtig zu wissen auch: Die Preisvorteile dank Kundenkarten gelten nur für apothekenübliche Waren und zum Teil für freiverkäufliche Arzneimittel, jedoch nicht für rezeptpflichtige Medikamente.

➜ Tipp: Auch für Kundenkarten von Apotheken empfiehlt sich, die unterschiedlichen Angebote zu vergleichen. Daneben sollte beachtet werden, welche persönlichen Daten zu welchem Zweck gespeichert werden, um zum Beispiel ungewollte Werbung von vornherein auszuschließen. Es empfiehlt sich immer nachzufragen, wie sichergestellt wird, dass die Daten ausschließlich zur persönlichen Identifizierung und Beratung genutzt werden.

Bonuspunkt-Programme

Auch bei Bonuspunkt-Programmen erhalten Kunden eine Karte; damit können in allen angeschlossenen Apotheken, aber auch in vielen Unternehmen verschiedener Branchen Punkte gesammelt werden. In der Regel wird dem Kundenkonto für jeden ausgegebenen Euro ein Punkt (gleich 1 Cent) gut geschrieben. Dies gilt jedoch nicht für verschreibungspflichtige Medikamente. Die Punkte können die Kunden – ab einem festgelegten Minimum – gegen Prämien nach Wahl eintauschen. Bei manchen Prämien ist jedoch eine Zuzahlung erforderlich. Das Problem dabei: Den realen Wert der Prämien können die Kunden häufig kaum einschätzen. Allerdings haben sie alternativ häufig die Möglichkeit, sich ihr angesammeltes Punkte-Guthaben in Euro und Cent überweisen zu lassen oder den Betrag an eine karitative Organisation zu spenden.

Beim Einsatz der Karte im Handel und in Apotheken wird eine Vielzahl von Daten gespeichert, die nur teilweise notwendig sind, um die Punkte zu verwalten. Mit diesen Daten können die beteiligten Unternehmen exakte Käuferprofile erstellen und den Kunden gezielt Werbung zusenden. Patienten selbst haben dagegen lediglich einen geringen Nutzen. Auch chronisch Kranke mit hohen Ausgaben für rezeptpflichtige Arzneien profitieren von der Karte nur, wenn sie freiverkäufliche Medikamente und apothekenübliche Waren kaufen. Zudem kann individuelles Handeln deutlich mehr Rabatt bringen als nur ein Prozent.

Arzneimitteldokumentation mit dem Apotheker
Es ist von Vorteil, wenn Patienten eine Anlaufstelle mit pharmazeutischem Sachverstand haben, die umfassend über alle eingenommenen Medikamente informiert ist. Neben dem Hausarzt kann diese Aufgabe auch eine Apotheke übernehmen. Durch eine gute Arzneimitteldokumentation – verbunden mit einem Interaktionscheck, bei dem der Apotheker direkt beim Kauf jedes Arzneimittels prüft, ob es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten gibt – können gesundheitsschädliche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln vermieden werden.

➜ Tipp: Unabhängig von Kundenkarten und Bonuspunkt-Programmen bieten Apotheken vielfach Unterstützung bei der Arzneimitteldokumentation an. Daher muss sich niemand für die Angebote entscheiden, nur um den zusätzlichen Service der Dokumentation zu erhalten. Zumal die finanziellen Vorteile der Programme begrenzt sind und der Patient persönliche Daten preisgeben muss,, auf deren weitere Verwendung er nur bedingt Einfluss hat.

Kosten sparen mit Generika und per Versand
Verbraucher, die Arzneimittel vor allem günstig erwerben möchten, sollten in der Apotheke direkt nach Nachahmerpräparaten – so genannten Generika – fragen. Diese Präparate sind in der Regel deutlich günstiger als Medikamente mit Markennamen. Auch die Bestellung von rezeptfreien Arzneimitteln über eine Internet- bzw. Versandapotheke kann trotz der Versandkosten preiswerter sein.

(Quelle: http://www.vz-berlin.de/UNIQ131610917109341/link474601A.html)

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